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2 Monate Elternzeit - Unterwegs in Europa

Zusammenfassung:
Zwei Monate durch Europa mit Kind und Hund, vielen tollen Begegnungen, einigen Abenteuern, großartigen Momenten, Schrecksekunden und auch Pannen endet mit einem klaren Plädoyer: Packt eure Sachen und nutzt eure Elternzeit für eine lange Ausweit im Van!
Wer ist dabei:
Annika (36)
Sören (36)
Jonne (6 MOnate)
Pointermix Josh (8 Jahre)
Campervan Bertha
Teil 1- Freunde und Familie

Der erste Teil unserer Reise stand ganz im Zeichen von Freunden und Familie. Und so ging es zunächst über Potsdam nach Bamberg weiter nach Wien.

Wir sind im April gestartet und haben ein wenig mit eisigen Temperaturen kämpfen müssen. Speziell unser Hund Josh war zunächst extrem unglücklich, dass es seine erste Reise mit uns werden sollte, die er ausschließlich auf dem kalten Boden und nicht im warmen Bett verbringen durfte. Den Platz hatte sich nämlich zwischenzeitlich Jonne erobert. Aber schon in  Wien schossen die Temperaturen auf über 20°C und auch Josh wurde versöhnlicher.

Aus unserer Sicht war es die richtige Entscheidung, mit vertrauten Personen in ein für uns langes Abenteuer zu starten.

 

Tipps:

Potsdam: Vergesst Sansoucci und macht lieber einen Ausflug zum Babelsberger Schlosspark. Weit weniger überlaufen und sehr idyllisch! (https://goo.gl/maps/qQ58bAcfuW19Je72A)

 

Bamberg: Ein Ausflug ins Schlenkerla (https://www.schlenkerla.de/kontakt/anschrift.htmlum dort ein Rauchbier zu trinken gehört eigentlich zu einem Besuch dazu. 

Die Einheimischen ziehen jedoch die Bierkeller auf den Dörfern in der Umgebung vor. Wer mit dem Womo unterwegs ist, sollte den Schmausenkeller in Reundorf (http://www.schmausenkeller.de/kontakt.phpansteuern. Wer dort speist und trinkt darf die Nacht gerne auf dem idyllischen Gelände mitten in der Natur verbringen.

 

Wien: Einfach alles! Und wenn ihr schon mal da seid, lasst euch die Wachau (https://goo.gl/maps/zhz69UgLnn1CisYq9) nicht entgehen! Einfach wunderschön und zur Marillenblüte ein echtes Highlight.

 

 

Teil 2 - Österreich, Toskana und Venedig

Von Wien führte unser Weg in mehreren Etappen über Venedig weiter bis in die Toskana.

Doch bevor wir dort ankommen sollten, hatten wir unsere erste Prüfung zu überstehen.

In der Nähe von Villach hatten wir zwei Nächte auf einem Stellplatz mit grandiosem Ausblick verbracht und wollten zum Abschied "nur mal eben schnell" einen kleinen Umweg über die Goldeck Panorama Straße nehmen. Nur wenige Höhenmeter unter dem Gipfelparkplatz zwang uns aber beißender Dieselgeruch in eine Nothaltebucht: Unsere Dieselpumpe hatte sich verabschiedet und der ACE brachte uns Huckepack wieder ins Tal. Wäre Jonne nur ein Jahr älter gewesen, wäre die Fahrt hinten auf dem Abschlepper wahrscheinlich eines der tollsten Urlaubserlebnisse gewesen. So aber ließ ihn die ungewöhnliche Abfahrt deutlich weniger beeindruckt zurück als mich.

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir unfreiwillig in dem süßen Dörfchen Spittal. Es geht zwar schlimmer - aber der Parkplatz einer KFZ-Werkstatt ist nun auch nicht unbedingt ein 5*-Platz.

Nach erfolgreicher Reparatur folgte aber schon bald der nächste Höhepunkt unserer Reise, dem ich zunächst mit eher gemischten Gefühlten entgegen trat: Mit Kleinkind und Hund wollten wir Venedig besuchen. Ich wurde jedoch komplett positiv überrascht! Schon der Stellplatz direkt an der letzten S-Bahn-Haltestelle vor Venedig war überraschend sauber, günstig und grün. Und wer sich nicht davor scheut, in Venedig die ausgetretenen Pfade zu verlassen, wird (zumindest in der Vorsaison) auf überraschend gut gelaunte und entspannte Einheimische treffen, die abwechselnd dein Kind, deinen Hund ober beide gleichzeitig anhimmeln. Nur eine Seitenstrasse kann reichen um dem dichten Tourirrubel zu entfliehen.

 

Tipps:

Stellplatz Naglerhof in Zlan, Nähe Spittalhttp://members.aon.at/nagelerhof/ 

Wunderschön gelegen, super nette Betreiber!

 

Stellplatz vor den Toren Venedigs: https://www.sangiulianovenice.com/de/

 

 

Ihr seid auf der Suche nach dem besten Eis der Welt? Dann solltet ihr unbedingt in San Gimignano vorbeischauen (http://www.gelateriadondoli.com/). Abgesehen von der kalten Leckerei ist die Stadt als solche übrigens auch absolut sehenswert. Achtung: In der Hochsaison extrem voll!

Teil 3 - Korsika

Eingangs hatte ich ja schon kurz erwähnt, dass wir ursprünglich bis nach Sardinien wollten. Am Ende war auf Korsika Schluss. Das hatte glücklicherweise einen simplen wie positiven Grund: wir konnten uns einfach nicht mehr trennen! 

Dabei verlief der Start alles andere als vielversprechend.

Erste dunkle Schatten deuteten sich bereits einen Tag vor unserer geplanten Überfahrt  von Livorno aus an: der hiesige Campingplatz wollte überraschender Weise von allen Reisenden die Pässe sehen - auch von Jonne. 

 

Problem.

Großes Problem. 

 

Hatte die nette Standesbeamtin bei Jonnes Anmeldung kurz nach der Geburt nicht glaubhaft versichert, dass Kinder unter 6 Jahren im Schengenraum keinen Ausweis benötigen?

Ja, das hatte sie! Hätten wir doch lieber jemanden gefragt, der sich auskennt.

Es kam wie es kommen musste, und der Versuch, Tickets für die Überfahrt von Livorno nach Bastia zu kaufen, endete in langen Diskussionen. Immerhin hielten wir schließlich doch noch die Karten für alle Passagiere in den Händen. Allerdings auf eigenes Risiko bei dem Grenzübertritt auf Korsika abgewiesen zu werden. Dort interessierte sich natürlich niemand für irgendwelche Dokumente.

Durch dieses Erlebnis sensibilisiert, wollten wir Jonne nun aber lieber doch noch legalisieren und suchten den Kontakt zum lokalen Honorarkonsul, der in seinem anderen Leben in Bastia als Arzt arbeitet. Für einen vorläufigen Kinderreisepass wird benötigt: Geburtsurkunde und Heiratsurkunde vom deutschen Standesamt, eine gewisse Menge Bargeld und ein, idealerweise, biometrisches Passfoto vom Kind. Hat mal jemand von euch versucht von einem 6 Monate alten Säugling in einem Supermarkt-Passbild-Automaten ein Foto zu machen, dass europäischen Anforderungen genügt? Wenn ihr genügend Kleingeld und einen Nachmittag Zeit habt, probiert es ruhig mal aus. Zum Glück zeigte der Herr Konsul Einsicht und nur wenige Tage und einen Haufen nerviger Telefonate später erhielt Jonne dann seinen ersten Kinderreisepass.

Für einen weit größeren Schreck auf unserer Reise sorgte allerdings ein anderes Erlebnis.

Wir hatten gerade eine der längsten Wanderungen (mit Jonne Huckepack im Tragesystem)  unserer Reise beendet, als wir feststellten, dass der Autoschlüssel nicht da war, wo er hätte sein sollen. Und auch nirgendwo anders auffindbar war.

Während Annika und Jonne am verschlossenen Camper warteten, sind Josh und ich die gesamte Route  in Rekordzeit abgerannt. Leider erfolglos.  Dieses Mal zeigte sich der ACE auch nicht wirklich hilfreich. Man wollte zwar den korsischen Vertragspartner informieren, aber bis der käme, könne es etwas dauern und ob er das Auto überhaupt aufbekäme wäre auch fraglich. 

Zu allem Überfluss fing es inzwischen an zu Gewittern. Also entschlossen wir uns, zumindest zu versuchen das Schloss aufzuhebeln - in der Hoffnung den Ersatzschlüssel an einem sicheren Ort versteckt zu haben. Wie so oft liegen Hoffnung und Enttäuschung sehr nah bei einander. Das Auto war mit Hilfe eines gefundenen Stahlstiftes erschreckend schnell und mit wenig sichtbaren Spuren geöffnet. Nur leider war der vermeintlich sichere Ort offensichtlich in unserem Haus in Lübeck und nicht das Handschuhfach.

Also immer noch kein Schlüssel,  dafür aber wieder Strom um das inzwischen komplett leere Handy zu laden. Ein weiterer Anruf beim ACE war ähnlich demotivierend: Der Pannenhelfer hätte angeblich auf dem Weg zu uns selbst eine Panne und bräuchte noch ein paar Stunden.

Einfach nur Abwarten war aber keine Option und so machte ich mich zum dritten Mal an diesem Tag auf den Weg. Und schon nach wenigen Minuten und nur ein paar hundert Meter lag er auf einmal gut sichtbar auf einem Stein am Wegesrand: Der  Autoschlüssel!

Was wir aus der Situation gelernt haben.

1. Die Hilfsbereitschaft war wirklich enorm. Fast jeder, der vorbeikam hat uns Hilfe angeboten.

2. Ein Ersatzschlüssel sollte immer erreichbar sein. "Erreichbar" kann aber problemlos auch "im Fahrzeug" bedeuten. Denn:

3. Ein Camper ist kein Safe! Es ist wirklich erschreckend wie einfach es auch für Laien ist, einen Transporter der neuesten Baureihe zu öffnen.

 

Trotz dieser aufregenden Erlebnisse ist und bleibt Korsika unsere absolute Lieblingsinsel. Morgens wacht ihr hoch in den Bergen auf und könnt entspannt schon am Vormittag im Meer baden.

Egal ob wandern, schwimmen, radfahren, schnorcheln oder klettern. Korsika bietet für jeden etwas. 

Auf Freistehen solltet  ihr allerdings lieber verzichten. Darauf reagieren die Korsen den Gerüchten zu Folge extrem allergisch. Auch offizielle Stellplätze wie sie auf dem französischen Festland üblich sind, sind Mangelware. 

Dafür gibt es viele wunderschön gelegene Campingplätze. Allerdings oft zu teils überhöhten Preisen mit sehr einfachen sanitären Einrichtungen.

Wir haben uns sagen lassen, dass die Machablüte im Frühjahr sehr schön sein soll. Dafür müsst ihr aber sehr früh auf der Insel sein. Die meisten Plätze öffnen im Mai und schon kurz danach kann die komplette Vegetation vertrocknet sein. Klimawandel sei dank. Der Schönheit der Insel tut das aber keinen Abbruch.

 

Tipp: 

Für  Biertrinker: Das korsische Bier Pietra wird tatsächlich auf Korsika gebraut und enthält Maronen als Hauptzutat. Sehr lecker!

Einer der wenigen „echten“ Womo-Stellplätze auf Korsika befindet sich direkt am Cap Corse im äußersten Norden (https://goo.gl/maps/rnC1QEWw1GEnj96F9). Außer Ruhe, Strand und ein paar Kühen gibt es hier sonst nix. Genug zu essen und leere Toilette mitnehmen!

Camping Chez Antoine (Camping chez Antoine, 20113 Olmeto, Frankreich). Sehr schön gelegener aber sehr einfacher Platz mit vielen netten Menschen!

Camping Tuani bei Corte (https://www.camping-corte.com/): Mitten in den Bergen irgendwo im Nirgendwo. Für den gebotenen Luxus (keiner) sehr teuer, aber die grandiose Lage ist es wert. 

 

 

 

Fazit:

Auch wenn wir zwischendurch die eine oder andere Herausforderung meistern mussten, hatten wir eine wundervolle Zeit, die mit rein gar nichts zu vergleichen ist.

Für uns als Familie war es das Beste, was uns passieren konnte: Raus aus dem Alltag, raus aus allen Rollen. Wir haben die zweit Monate genutzt um noch enger als Team zusammen zu wachsen, jedes Problem gemeinsam gelöst. Unsere Tour war der beste Beweis, dass nicht immer alles perfekt klappen muss um am Ende ein traumhaftes Ergebnis zu haben. Mit etwas mehr Vorbereitung hätten wir vielleicht die ein oder andere Klippe umschifft, auf der anderen Seite zeigt unsere Elternzeit aber auch, dass von unterwegs vieles in die Wege geleitet werden kann.

Und woran lag es nun, dass alle so happy waren? Ich bin mir sicher, dass hatte nicht nur einen Grund! Flexibilität ist sicher nur eine Zutat. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt eines festen Plan sondern immer nur einen Haufen von Ideen und konnten so immer auf Situation reagieren, ohne dass wir das Gefühl gehabt hätten, etwas zu verpassen. Dadurch ist es auch nur selten stressig geworden. Natürlich wollten wir am liebsten immer "den perfekten Stellplatz" weit weg von allen. Doch es war immer klar, dass wir lieber einen schönen Campingplatz ansteuern, als mit knurrendem Magen bis tief in Nacht durch die Gegend zu irren. 

Ein weiterer Grund war bestimmt auch, dass wir immer auf einander Rücksicht genommen haben. Wir haben versucht, jederzeit zu schauen, was der andere gerade braucht um glücklich zu bleiben. Und das galt natürlich für alle Reisenden inklusive Josh. Wenn jeder nur ab und zu mal ein wenig zurücksteckt und stattdessen einen kleinen Schritt auf die anderen im Team zugeht, bewirkt das oft schon Wunder.

Zu guter Letzt müssen wir aber auch festhalten, dass wir oft einfach ganz viel Glück gehabt haben. 

Was alles passieren kann, wenn das nötige Quäntchen Glück fehlt, mussten wir fast genau ein Jahr später erleben.... dazu aber bald mehr in einem weiteren Blogartikel.

 

 

Ihr wollt ganz genau wissen wir unsere Elternzeit abgelaufen ist? Den kompletten Bericht gibt es unter https://anjosojo.jimdo.com

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